(16.02.2021) Die Corona-Pandemie und ihre Folgen hinterlassen erwartungsgemäß massive Spuren im Bielefelder Gastgewerbe. Die Zahlen bei Übernachtungen und Gästeankünften brachen im vergangenen Jahr um mehr als die Hälfte ein gegenüber 2019. Das zeigt die heute veröffentlichte Übernachtungsstatistik für Nordrhein-Westfalen. Die Daten kommen vom Landesamt für Information und Technik. Demnach verzeichneten Hotels und Pensionen in Bielefeld 2020 einen Rückgang bei den Gästeankünften um 58,1 Prozent (161.105 Ankünfte) sowie bei den Gesamtübernachtungen um 54,1 Prozent (318.599 Übernachtungen).
In der Statistik werden alle Beherbergungsbetriebe ab mindestens zehn Betten erfasst – in Bielefeld 56 Betriebe mit insgesamt 4.321 Betten. Das Corona-Jahr trifft die Branche in der Stadt nach zuletzt starken Jahren. Die Zahl der Gästeankünfte konnte davor fünf Jahre in Folge gesteigert werden (2019: 384.774 Ankünfte). Die Gesamtzahl der Übernachtungen lag 2019 noch bei 694.158 – nah am Rekordwert aus dem Jahr 2017 (705.245).
„Vergangenes Jahr war brutal"
„Der enorme Einbruch der Übernachtungszahlen ist Corona-bedingt erwartet und erklärbar. Dennoch muss man bei solchen Daten erst einmal kräftig schlucken“, konstatiert Martin Knabenreich, Geschäftsführer von Bielefeld Marketing. Regine Tönsing, Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA Ostwestfalen, sagt: „Das vergangene Jahr war für den Beherbergungsmarkt wirklich brutal. Hinter den Betrieben stehen so viele Existenzen. Und leider kann für das Jahr 2021 noch keine Entwarnung gegeben werden.“
Die wirtschaftlichen Folgen des Übernachtungsrückgangs sind indes an vielen Stellen in der Stadt zu spüren. „Die Folgen der Pandemie führen noch einmal vor Augen, wie wichtig das Übernachtungsgeschäft für Bielefeld ist. Denn laut einer Studie aus 2019 gibt ein Übernachtungsgast im Schnitt 136 Euro pro Tag in der Stadt aus. Bei einem Rückgang von 375.559 Übernachtungen sind der Bielefelder Wirtschaft im vergangenen Jahr rund 51 Millionen Euro entgangen“, rechnet Martin Knabenreich vor.
Urbane Regionen am stärksten betroffen
Das Schwungrad des lokalen Marktes sind normalweise Geschäftsreisende, die erfahrungsgemäß etwa 80 Prozent der Übernachtungen ausmachen. „Aufgrund der Corona-Pandemie haben insbesondere große Unternehmen und Institutionen auf Geschäftsreisen verzichtet und haben die Reiseaktivitäten nahezu komplett eingestellt“, berichtet Gabriela Lamm, Leiterin des Kongressbüros und der Tourismusabteilung bei Bielefeld Marketing. Ein Wirtschaftszentrum wie Bielefeld bekommt dies verstärkt zu spüren. „NRW-weit sind die urbanen Regionen am stärksten vom Rückgang betroffen“, sagt Lamm.
Gravierend hat sich die Pandemie auch auf den Tagestourismus ausgewirkt, sagt Stadtmarketingchef Knabenreich. Die Gäste-Studie aus 2019 ermittelte damals rund 20,2 Millionen Tagesbesucher im Jahr, die für die Wirtschaft in der Stadt einen Bruttoumsatz von mehr als einer halben Milliarde Euro bedeuten. Belastbare Statistiken über den Rückgang an Tagesbesuchern im Corona-Jahr 2020 gibt es jedoch nicht.
„Wir hoffen alle darauf, dass sich 2021 positiver entwickelt. Die Hotellerie hat ihre Hausaufgaben gemacht, Hygienekonzepte ausgearbeitet und in technische Ausstattung investiert“, sagt DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin Tönsing. „Eine Hoffnung ist, dass wir zusätzlich zu einer Normalisierung im Jahr 2022 deutliche positive Nachhol-Effekte im Markt sehen können.“
Mehr zu NRW-Zahlen auf der Website des Landesbetriebs Information und Technik NRW
Mehr Hintergründe: Studie zum Wirtschaftsfaktor Tages- und Übernachtungstourismus in Bielefeld (Bielefeld Marketing 2019)