(26.11.2019) Seit vielen Jahren steigt die Zahl der Übernachtungen in Bielefeld kontinuierlich an, neue Hotels entstehen und Bielefeld positioniert sich als starker Tagungs- und Kongressstandort. Und wie sieht es mit Tagesgästen aus? Ist Bielefeld „einen Besuch“ wert? Ist Bielefeld attraktiv für Gäste und damit auch für die eigenen Einwohner? Wie stark ist der Wirtschaftsfaktor Tourismus für Bielefeld? Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, hat die Bielefeld Marketing GmbH in Kooperation mit dem Verkehrsverein Bielefeld nach 2007 zum zweiten Mal eine umfassende Tourismusstudie für 2018 in Auftrag gegeben. Detaillierte Ergebnisse zu den wirtschaftlichen Effekten des Tourismus in Bielefeld hat jetzt die dwif-Consulting GmbH, Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr an der Universität München, vorgelegt.
„Um eines vorweg zu nehmen“, so Martin Knabenreich, Geschäftsführer von Bielefeld Marketing, „Tourismus, also sowohl Übernachtungs- als auch Tagesgäste, tragen einen wesentlichen Teil zum Wohlstand Bielefelds bei, sowohl beim Umsatz, als auch bei den Beschäftigungszahlen und Steuereinnahmen.“ Allein 20,2 Millionen Tagesbesucher zählt Bielefeld im Jahr 2018. Hinzu kommen 770.000 Übernachtungen. Für das Jahr 2018 konnten in Bielefeld so insgesamt 20,97 Millionen Aufenthaltstage ermittelt werden. Damit empfängt Bielefeld 57.500 Touristen pro Tag. 96,3 Prozent der touristischen Aufenthaltstage entfallen auf Tagesbesucher und nur 3,7 Prozent auf Übernachtungsgäste in gewerblichen Beherbergungsbetrieben.
„Auf den Tagestourismus sind somit rund 26-mal so viele Aufenthaltstage zurückzuführen als auf den Übernachtungstourismus. Das zeigt, wie stark die touristischen Angebote Bielefelds vom Tagestourismus abhängig sind“, erklärt Moritz Sporer, Consultant von dwif-Consulting GmbH. Die Tagestouristen geben durchschnittlich 27,10 Euro pro Kopf und Tag aus, die Übernachtungstouristen 136,80 Euro pro Kopf und Tag, somit liegen die Tagesausgaben pro Gast bei 31 Euro. Insgesamt sorgen die Touristen für einen Bruttoumsatz von 652,7 Millionen Euro. Fast die Hälfte des touristischen Umsatzes kommt dem Einzelhandel zugute (48,5 Prozent). Zu den weiteren Profiteuren zählen das Gastgewerbe (32,2 Prozent) und die Dienstleistungsbranche (19,3 Prozent).
In Bielefeld können umgerechnet 10.790 Personen ihren Lebensunterhalt vom Tourismus bestreiten – mit einem durchschnittlichen Einkommen von 26.578 Euro. Nicht nur Bürgerinnen und Bürger Bielefelds profitieren von den touristischen Umsätzen. In Form von Steuern und Abgaben profitiert auch die Haushaltssituation der Stadt Bielefeld. Insgesamt beläuft sich das durch den Tourismus bedingte Steueraufkommen auf rund 59,9 Millionen Euro.
„Die Studie liefert uns erstaunliche Ergebnisse und zeigt auf, welche beachtlichen Effekte durch die unterschiedlichen Besuchergruppen ausgelöst werden“, sagt Martin Knabenreich. „Es ist uns sehr wichtig, diese Zahlen zu veröffentlichen und den Tourismus als starken Wirtschaftsfaktor für Bielefeld in den Fokus zu rücken“, ergänzt Cornelia Delius, Vorsitzende Verkehrsverein Bielefeld. Auch wenn einige Zahlen im Vergleich zur Studie aus 2007 wie die touristischen Aufenthaltstage von 21,91 Millionen auf 20,97 Millionen im Jahr 2018 und die Touristen in Bielefeld pro Tag von 60.000 auf 57.500 leicht zurückgegangen sind. „Hierfür können als Gründe wachsender Onlinehandel und wachsendes Freizeitangebot genannt werden“, analysiert Sporer. Obgleich der touristische Bruttoumsatz um 30,53 Millionen auf 652,7 Millionen in 2018 angestiegen ist.
„Bielefelds touristische Kennziffern sind zwar erfreulich, aber es besteht durchaus noch Luft nach oben – auch im Vergleich zu anderen Städten in dieser Größenordnung – und somit auch Potenzial für höhere touristische Umsätze“, sagt Sporer. Attraktive zusätzliche Freizeit- und Kulturangebote, gepaart mit hoher Erlebnisqualität, seien als Stellschrauben für Bielefeld zu sehen.
Cornelia Delius: „Es ist wichtig, dass wir alle, die wir in Bielefeld Verantwortung tragen, uns Gedanken machen, wie wir unsere Innenstadt noch attraktiver machen können. Gäste müssen sich so wohl fühlen, dass sie gerne wiederkommen und ihre Freunde mitbringen.“ Kluge und nachhaltige Investitionen in die touristische Infrastruktur seien sinnvoll, um zukünftig noch mehr Gewinne aus dem Tourismus zu generieren, ergänzt Knabenreich.